es war fantastisch …

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Zwischen 00.30 und 1 Uhr morgens, in der Nacht vom 22. auf der 23. Februar, konnte beobachtet werden, wie hunderte glückliche Menschen in dieser warmen und windigen Februarnacht zu Fuß über die Reichsbrücke in Richtung Innenstadt zogen. Schuld daran war Neil Young. Er hatte zuvor nicht nur ein vollends mitreißendes, sondern auch mehr als 3 Stunden langes Konzert im Austria-Center abgeliefert und damit die U-Bahn-Heimreise unmöglich gemacht. Taxis waren nicht zu bekommen und so machte man sich halt zu Fuß auf den Weg – bei guter Stimmung kein Problem und gut war sie, die Stimmung am Ende dieses Abends.

Nachdem seine Frau Pegi die Besucher mit einem feinen, rund 40minütigen Country-Set eingestimmt hatte, begann Neil Young gegen 21 Uhr sein Konzert mit From Hank to Hendrix. Eine gute Stunde bestritt er alleine, meist an einer der vielen Gitarren, die um ihn herum aufgebaut waren, hin und wieder auch am großen (A Man Needs a Maid) oder kleinen Klavier (After the Gold Rush). Alleine auf der Bühne wirkte Young mitunter etwas verloren und orientierungslos, nichtsdestotrotz war er an der Gitarre souverän und gut bei Stimme und schenkte dem Publikum schließlich Heart of Gold und Old Man als letzte Songs des Akustik-Sets. Auf das, was nach einer kurzen Umbaupause kommen sollte, war zu diesem Zeitpunkt noch niemand vorbereitet. Young tauchte mit Band wieder auf und riß das Publikum mit einem großartigen Mr. Soul sofort aus der fast besinnlichen Stimmung des ersten Konzertteiles. Nach zwei oder drei weiteren Songs war der Saal mit den ersten Akkorden von Hey, Hey, My, My auf den Beinen und waren die Gänge und der Bereich am Bühnenrand dicht mit Menschen gefüllt, auch wenn die Security genau das zu verhindern versucht hatte. Die Menschen begannen im Takt zu springen, der Saalboden schwang bedrohlich mit. Gesessen ist ab diesem Zeitpunkt niemand mehr. Über einige Songs aus seinem letzten Album Chrome Dreams II und Klassiker wie Down by the River und Powderfinger (und ein wunderbares, dem verstorbenen Crazy Horse-Mitglied Danny Whitten gewidmetes Winterlong) spielte sich Young ans Ende seiner fast dreistündigen Darbietung, ohne auch nur ein bißchen an Energie oder Spielfreude zu verlieren, im Gegenteil. Die Zugaben brachten Cinnamon Girl und schließlich Rockin’ in the Free World, was den Saalboden wieder in Schwingungen versetzte und ein paar recht jungen Menschen sogar unerwartete Gelegenheit zum Stagediving bot.

Ein unglaubliches, ein fantastisches Konzert. Was Young und seine großartige Band geboten haben, bekommt man nicht alle Tage zu sehen, nicht in Wien und wohl auch nicht anderswo. Ein Konzert des Jahres, ohne Zweifel. Das trau ich mich sagen, obwohl es erst Ende Februar ist.

Doc Holliday

es war rührend…

neil young tribute

den quellenchor (= Hotel Prestige, Bell Etage, Thalija, Leeps Akam, Smuggle Goods into the Country) dabei zu lauschen, wie sie im stile alter hippies dem rock’n roll ewiges leben einhauchen wollten, es war duchaus amüsant, die musikgemeinschaft granulat dabei zu beobachten, wie sie dem liedgut von neil young den gogol bordello abringen wollten und auch roscoe fletcher, denen es viel mehr um parallelen zu metallischem ging… sehr lustiger abend!

bruckner.

soundcheck

da gabs 2 platten 07, die meines erachtens unbedingt noch erwähnt werden müssen.
einerseits: haben earth 07 nach zwei jahren wieder ein album rausgebracht, hibernaculum – und ich erwähne das insbesondere deshalb, da eine nummer von earth (land of some other order vom album aus 05, hex) die überhaupt erste nummer war, die ich in der blue box zum einstand unseres country-clubs aufgelegt hab. weil ich nämlich den eindruck hatte, mit earth ließe sich am besten darstellen, was mir da vorschwebte: cross country…

country soll als reverenzpunkt begriffen werden, als muster, als sehnsucht und urangst, soll windige geisterstädte in verlassener einöde evozieren, den soundtrack zu wüsten im mondlicht geben – der wilde westen als metapher für die per se einsame existenz des menschen.

hibernaculum

hört euch das an – und sagt mir, was euch dabei durch den kopf geht:
Earth: Ouroboros Is Broken (yousendit Link)
Earth: Coda Maestoso In F (Flat) Minor (yousendit Link)

oder aber: lagerfeuer in unendlicher prärie, bisonherden und apachen am kriegspfad – wohlwissend, dass dieser krieg nicht gewonnen werden kann. sehenden auges in den untergang, natur, die zivlisiert werden muss. und damit ihrer natürlichkeit verlustig gehen muss. thema der dritten platte von tomahawk, einem projekt von mike patton (dem umtriebigen mastermind von faith no more) und duane denison (dem gitarristen von the jesus lizzard): anonymus. duane denison reiste für diese platte ein jahr durch die USA, um in indianerreservaten originalgesänge der einzelnen stämme aufzunehmen – da es keine komponisten der stücke gibt, wurde die platte anonymus genannt.

anonymus

auch wenn es mitunter etwas bemüht klingt, wenn sich die fraglos exzellenten musiker an den indianischen gesängen abarbeiten, ist es mit sicherheit ein interessantes unterfangen. von dezenten annäherungen – wie etwa dem war song zu beginn – bis zur winnetou-mäßigen anbiederung bei der antelope ceremony reicht das spektrum, von elektronischen beats bis zu harten metal-riffs wird jedes musikalische mittel auf seine tauglichkeit geprüft, um mit einem countryesken gitarrenlick zu enden: it was a long, long weary day.

Tomahawk: Mescal Rite I (yousendit Link)
Tomahawk: Antelope Ceremony (yousendit Link)

bruckner.